Chorprobe am Dienstagabend. Trotz coronamässiger Bestuhlung rieche ich die Alkoholfahne meines Chorkollegen. Es ist nicht das erste Mal, dass mir das auffällt. Alle wissen: Er trinkt gerne, das Bier danach gehört dazu. Ich mach mir Sorgen über seine Gesundheit und sein aufgekratztes Verhalten stört mich. Auch wenn er seinen Alltag im Griff zu haben scheint, frage ich mich: „Soll ich das ansprechen? Überschreite ich damit eine Grenze? Was soll ich denn sagen?“

Das Beispiel verdeutlicht: Alkohol ist ein Thema, zu dem alle etwas zu sagen haben. Aber wenn es problematisch wird, wird geschwiegen. Gemäss der kürzlich veröffentlichen Studie „Wie geht es dir?“ gab fast die Hälft der Befragten an, Alkoholabhängigkeit sei ein Thema, worüber kaum jemand offen spricht. Damit liegt diese Thematik an dritter Stelle, nach Einkommen und psychische Erkrankungen, noch vor Konflikte in nahen Beziehungen sowie Homosexualität.

250‘000 Personen aller Gesellschaftsschichten sind in der Schweiz von Alkoholabhängigkeit betroffen. Viele, ohne je stark betrunken zu sein. Es lohnt sich, das Tabu zu brechen, das Gespräch sowie Unterstützung zu suchen, denn: Alkoholabhängigkeit ist eine behandelbare Krankheit.

Wie spricht man das Thema am besten an? Zuerst sollten Sorgen und Beobachtungen formuliert werden, am besten als Ich-Botschaften. Beschuldigungen sollten vermieden werden. Anstatt Anweisungen zu geben, sind Fragen oder Vorschläge hilfreich. Hilfe holen kann man sich im Gespräch mit Bekannten oder bei Selbsthilfegruppen www.selbsthilfeluzern.ch.

Unter www.klick-luzern.ch sind die Beratungsstellen pro Gemeinden aufgeführt, die fachliche Unterstützung bieten. Informationen gibt es unter www.alcohol-facts.ch, www.safezone.ch, Fokus Jugendliche: www.feel-ok.ch/alkohol oder Fokus Alter: www.alterundsucht.ch.

Der Aktionstag wird im Kanton Luzern von der Dienststelle Gesundheit und Sport in Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachstellen aus Prävention, Gesundheitsförderung und Beratung/Therapie getragen.